Wermut als Pflanze
Wermut (Artemisia absinthium) ist eine mehrjährige Pflanze aus der Familie der Korbblütler. Sie ist in Eurasien und Nordafrika heimisch und wächst wild auf trockenen, steinigen Standorten. Die Pflanze kann bis zu einem Meter hoch werden und zeichnet sich durch silbrig-grüne, gefiederte Blätter und kleine, gelbliche Blüten aus, die im Sommer blühen.
Die Wermutpflanze hat einen sehr bitteren Geschmack und ein starkes Aroma. Dieses Aroma stammt von den ätherischen Ölen der Pflanze, die Terpene und Thujone enthalten. Thujon ist eine Substanz, die in hohen Dosen giftig sein kann, in den Mengen, die in Wermut vorkommen, jedoch normalerweise ungefährlich ist.
Wermut wurde schon seit der Antike als Medizin verwendet. Es wurde zur Behandlung von Verdauungsproblemen, Wurmbefall und als allgemeines Tonikum eingesetzt. In höheren Dosen kann es jedoch Nebenwirkungen wie Krämpfe und Halluzinationen verursachen.
Wermut als Getränk
Wermut ist auch der Name für einen typischen alkoholischen Aperitif, der aus Weißwein, Zucker und einer Mischung von Kräutern und Gewürzen hergestellt wird, einschließlich der Wermutpflanze. Die genaue Zusammensetzung variiert je nach Hersteller, aber der bittere Geschmack des Wermuts ist ein charakteristisches Merkmal des Getränks.
Es gibt verschiedene Arten von Wermut, darunter süßen roten Wermut, trockenen weißen Wermut und halbsüßen Wermut, der als „Bianco“ oder „Blanc“ bekannt ist. Sie unterscheiden sich hauptsächlich durch ihren Zuckergehalt und ihre Farbe, die durch Karamell oder andere Zusatzstoffe erzeugt wird.
Wermut spielt eine wichtige Rolle in vielen klassischen Cocktails, wie dem Martini, dem Manhattan und dem Negroni. Er wird oft auf Eis serviert, manchmal mit einer Zitronenschale oder einer Olive garniert.
Der Kult um Wermut und Absinth
Die Wermutpflanze spielt auch eine Rolle in der Herstellung von Absinth, einem starken alkoholischen Getränk, das im 19. und frühen 20. Jahrhundert besonders in Frankreich und der Schweiz beliebt war. Absinth wird durch Destillation von alkoholischen Auszügen von Wermut und anderen Kräutern hergestellt, einschließlich Anis und Fenchel. Absinth hat einen hohen Alkoholgehalt und ist bekannt für sein charakteristisches grünes Aussehen und seinen bitteren Geschmack.
Der Mythos von Absinth und Thujon
Absinth ist umgeben von Mythen und Legenden, viele davon beziehen sich auf den Gehalt an Thujon, einem Bestandteil des Wermutöls. Es wurde behauptet, dass Thujon psychoaktive oder sogar halluzinogene Wirkungen hat, und einige glauben, dass es für die angebliche „Absinth-Wahnsinn“ verantwortlich ist, eine Form von geistiger und physischer Zerrüttung, die angeblich bei einigen Absinthtrinkern im 19. Jahrhundert auftrat.
Jedoch zeigen moderne Untersuchungen, dass der Thujongehalt in Absinth und Wermut weit unter dem liegt, was als gefährlich oder psychoaktiv angesehen werden könnte. Darüber hinaus zeigen historische Quellen, dass der „Absinth-Wahnsinn“ wahrscheinlich mehr auf den extrem hohen Alkoholgehalt des Getränks und den allgemeinen Alkoholmissbrauch zur damaligen Zeit zurückzuführen war als auf den Thujongehalt.
Wermut in der modernen Barkultur
In den letzten Jahren hat Wermut eine Renaissance in der Cocktailkultur erlebt. Dies liegt zum Teil an einem wachsenden Interesse an historischen Cocktails und Spirituosen, zum Teil aber auch an der einzigartigen und vielseitigen Geschmackspalette, die Wermut bieten kann.
Innovative Bartender nutzen Wermut, um Tiefe und Komplexität in ihre Drinks zu bringen. Ein gut gemachter Martini zum Beispiel ist eine perfekte Balance zwischen dem scharfen Alkohol des Gins und dem bitteren, würzigen Aroma des Wermuts.
Gleichzeitig experimentieren Spirituosenhersteller mit neuen Arten von Wermut, indem sie verschiedene Weinsorten, Kräuter und Gewürze verwenden. Das Ergebnis ist eine wachsende Vielfalt von Wermutarten, von traditionellen italienischen und französischen Stilen bis hin zu neuen, kreativen Variationen.